Knackpunkt Paranuss: Die durchwegs harte Nummer

Kategorie: Knackpunkt Paranuss: Die durchwegs harte Nummer

Tief im Herzen Südamerikas, zwischen den majestätischen Gipfeln der Anden und den unendlichen Weiten des Amazonas, verbirgt Bolivien einen Schatz, der so wertvoll ist wie ein kostbarer Edelstein: die Paranuss. Dieses kleine Wunder beginnt seine Reise im dampfenden Herzen des bolivianischen Regenwalds, wo Paranussbäume in wilder Harmonie mit ihrer Umgebung hoch in den Himmel ragen.

Warum die Wildnis zählt

Paranussbäume sind keine Herdentiere: Sie können nur in der Freiheit der Wildnis überleben und lassen sich nicht auf typischen Agrarflächen bewirtschaften. Warum? Weil sie in ganz außergewöhnlichen Verbindungen leben mit Tieren, die Plantagen per se meiden. So haben die Blüten des Baumes einen schwierigen Klappmechanismus, der gemeistert werden muss, um an den wertvollen Nektar zu kommen. Nur wenige Insektenarten sind kräftig genug, diese Hürde zu stemmen. Die Bäume können somit nur von speziellen Insekten bestäubt werden. Die Krux: Diese Arten würden sich niemals in ein menschgemachtes Anbaugebiet verirren, dafür lieben sie die Vielfalt des Dschungels viel zu sehr. Ihren Nektar suchen sie lieber dort, wo es kreuz und quer bunt blüht – Plantagen mit Paranussbäumen sind also praktisch unmöglich.

Flüchtige Schönheit

Auch die Blütezeit des Paranussbaums ist ein Kapitel für sich. Denn nach der Regenzeit beginnt der Paranussbaum, für 6 – 8 Wochen zu blühen – allerdings öffnet sich jede einzelne Blüte nur genau einen Tag lang. Wird sie in dieser Zeit nicht bestäubt, fällt sie zu Boden und die Chance ist erst mal dahin. Erwischt ein Insekt das kurze Zeitfenster und befruchtet die Blüte, wächst eine sogenannte Kapsel heran, in der sich ca. 18 Paranusskerne bilden. Im Lauf des Sommers entwickelt sich dieses Gebilde zu einer schweren Frucht mit stattlichen Kernen und fällt im Herbst zu Boden – wo es schon freudig erwartet wird.

Waldarchitekten auf vier Pfoten

Denn neben den kräftigen Insekten sind auch kleine Dschungel-Nager für die Paranussbaum-Population entscheidend: die Agutis lieben Paranüsse, darum knacken und fressen sie sie mit Hochgenuss – und sind auch die Einzigen, die das schaffen. Für schlechte Zeiten graben sie sogar einen Teil ihrer Schätze ein – und finden ihn dann nicht wieder. So tragen sie, ähnlich wie unsere heimischen Eichhörnchen, zur Ausbreitung der Bäume bei. Paranuss, Power-Insekten, Aguti – dieses Trio liefert ein perfektes Beispiel für das feine Zusammenspiel von Flora und Fauna, bei dem der Mensch komplett außen vor ist.

Tropische Urwaldriesen

Der Paranussbaum, oft als „Dino der Ur-Bäume“ bezeichnet, ist ein wahrer Koloss – in vielfacher Hinsicht. Ausgewachsen ragt er mit einer Höhe von bis zu 40 Metern empor und trägt eine Krone, die einen imposanten Durchmesser von 50 Metern erreicht. Neben der Größe beeindruckt der Baum auch mit biblischem Alter: Nicht selten wird ein Paranussbaum 400 Jahre alt. Gemessen daran wirkt die Menge an Nüssen, die er währenddessen produziert, erstaunlich klein. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Klasse schlägt Masse

Wenn alles glatt läuft, kann ein Paranussbaum während seines langen Lebens bis zu 8.000 Kapseln ausbilden, die etwa so groß wie Kokosnüsse werden. Daraus ergibt sich eine Menge von etwas über 140.000 Nüssen oder 700 Kilogramm. Aufs Jahr gerechnet sind das keine zwei Kilo reine Nuss. Das mag für einen Baum dieses Kalibers erst mal wenig erscheinen, allerdings muss man zugeben: Jede einzelne Paranuss ist ein Kraftpaket der obersten Liga – ihre Herausbildung ist dementsprechend anstrengend.

Energiebündel mit Überraschungseffekt

Paranüsse haben einen außergewöhnlich hohen Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen – vor allem bei Selen hängen sie jede andere Nahrungspflanze eindeutig ab. Zudem bestehen die Nüsse zum größten Teil aus hochwertigen Proteinen und wertvollen Fettsäuren. Mit einem Fettgehalt von ca. 66 Prozent belegt sie den dritten Platz hinter Macadamias und Pekannüssen. Damit ist sie so energiegeladen, dass Einheimische sie sogar „zweckentfremden“: Sie sammeln die Nüsse nicht nur als Nahrung, sondern nutzen ihr brennbares Fett unter anderem auch als Kerzen, um Licht in die Dunkelheit des Waldes zu bringen. Die Paranuss ist damit ein zentraler Pfeiler des Lebens im bolivianischen Regenwald.

Wenn der Regen ruft

Die Ernte beginnt zum Ende der Trockenzeit und erstreckt sich über ein halbes Jahr. Werden die schweren Kapseln reif, fallen sie durch den Regen zu Boden und signalisieren den Beginn der Sammelzeit. Die Sammler:innen sind meist Einheimische, die sich bestens mit den Regeln des Dschungels auskennen. Während der Erntezeit leben sie mit ihren Familien in sogenannten Baraccas, kleine Holzhütten in Amazonas-typischer Bauweise.

Machetenscharfe Qualität

Mit Hilfe von Macheten werden die Nüsse aus den Kapseln befreit und in Säcken zu Sammelstationen gebracht. Von dort aus werden sie in die nächstgrößere Stadt Riberalta gebracht. Dort angekommen, wartet direkt der erste Qualitätscheck: Verdorbene Kerne fliegen raus, der Rest wird gewaschen und nach Größe sortiert.

Frisch oder Futsch

Danach geht es darum, die Nüsse haltbar zu machen. Denn auch hier tanzen diese besonderen Schätzchen etwas aus der Reihe: Ihre Qualität steht und fällt mit ihrer Frische. Da die Nüsse unverarbeitet direkt aus dem nassen Regenwald kommen und einen hohen Fettgehalt haben, müssen sie schnellstmöglich getrocknet werden. Andernfalls werden sie schnell schimmlig, ranzig oder beides.

Dampf gegen Härte

Außerdem haben Paranüsse eine unglaublich harte Schale, die ohne Werkzeug und Know-how im Grunde nicht zu knacken ist. Unser Trick: der sogenannte Steam-Cooking-Prozess, der wie der gute alte Dampfgarer mit Wasserdampf und Druck arbeitet. Eine Minute reicht, um sie – nach einer nochmaligen Trocknung – endgültig öffnen zu können.

Von Tiny bis Large

Beim letzten Verarbeitungsschritt sortieren die Erntehelfer:innen die Kerne nach Größe – bei der Paranuss der einzige Klassenunterschied. Man unterscheidet von klein nach groß zwischen „Tiny“, „Midget“, „Small“, „Medium“ und „Large“, wobei wir von Seeberger die beiden größten Klassen abnehmen. Kurz bevor unsere sensiblen Nüsschen in lichtundurchlässigen Vakuumbeuteln verpackt und zu uns nach Ulm kommen, heißt es ein letztes Mal: Trocknen und auf Zielfeuchte bringen, damit auf der Reise über den großen Teich sicher nichts schiefgeht.

Zwischen Tradition und Zukunft

Die Mühe der Menschen vor Ort trägt auch Früchte fürs Leben: In den Regionen, in denen die Paranüsse gesammelt und verarbeitet werden, leben Hunderttausende Menschen von der Arbeit rund um den Kern. Das Schlagen der Nüsse mit Maschinen wäre zwar kostengünstiger, dennoch werden nach wie vor Arbeitsplätze für das Knacken von Hand erhalten. Somit können Arbeiter:innen weiter beschäftigt werden, was ihre Lebensgrundlage sichert. Und das sogar nach Ende der Saison: Nach dem Sammeln finden die Erntehelfer:innen in den Verarbeitungsbetrieben eine dauerhaft einträgliche Tätigkeit.

Vom Dschungeldach ins Snackregal

Anbau, Bestäubung, Herausbildung, Ernte, Verarbeitung, Verpackung – Paranüsse machen ernsthaft einen riesigen Aufwand für Insekten, Farmer:innen, Verarbeitungsbetriebe und uns als Importeur. Und die Qualitätssicherung geht bei uns weiter: Auch wir schauen nochmal rein und überzeugen uns vom einwandfreien Zustand der Nüsse, bevor sie in eure Snack-Tüten kommen. Und wir wissen jetzt: Diese köstliche Nascherei fällt zwar vom Himmel, aber bis zum Genießer-Glück fernab vom Dschungel ist es ein weiter Weg – den wir alle sehr gern gehen.

Dein grandioser Genuss mit gutem Wissen

Du bist, was du isst. Für uns ist es daher nur logisch, dass wir dir zeigen, wie und wo deine Snacks entstehen. Aber genug gelabert, wo sind denn nun die Stars? Schnapp dir deine Energieration Paranüsse aus dem unberührten Dschungel Boliviens. Garantiert aus gutem Hause und mit Liebe aufgezogen. <3